Schaumburger Zeitung vom 29. Februar 2015

Echte Schätzchen

Am 1. Mai beginnt die neue Museumssaison, und unsere Redaktion hat sich schon mal umgeschaut

Hattendorf. Lehrer Lämpel haben sie übel mitgespielt. Die beiden berühmtesten Lausbuben der deutschen Literaturgeschichte sind in sein Zimmer eingedrungen, haben seine Meerschaumpfeife mit Schwarzpulver gefüllt, und als der arme Mann sie sich abends gemütlich ansteckt, da macht es rumms! Max und Moritz haben wieder zugeschlagen.

Und seien wir ehrlich: Es traf vielleicht nicht einmal den Falschen, denn vor 150 Jahren, als Wilhelm Busch sein aggressives Pärchen erfand, wurde wohl im Roman das Bild von einer unschuldig reinen, unbeschwerten und heiteren Natur des Kindes gezeichnet, doch die Realität sah anders aus: In den Schulen herrschte eine Zucht- und Prügelpädagogik vor, die natürlich noch von elterlichen Strafaktionen ergänzt wurde. Gewünscht war von Lehrerschaft und Elternhaus ein einförmiges, gehorsames und störungsfreies Wohlverhalten der Kinder, jede Abweichung wurde hart bestraft

Sei es, wie es sei: Max und Moritz werden eine prominente Rolle spielen, wenn am 1. Mai das Heimatmuseum zur neuen Saison einlädt. Natürlich wird das eine oder andere Buch zu sehen sein, in dem die sieben Streiche nacherzählt werden, aber das Museum möchte ein bisschen mehr – und wird daher seine Größe nutzen. Im Lehrerzimmer werden die Besucher Lehrer Lämpel bei der Arbeit sehen könne, im Schneiderzimmer wartet Schneider Böck und auch die Witwe Bolte wird in einem Zimmer anzutreffen sein. Schaufensterpuppen werden die Personen darstellen.

Zwei Monate vor der neuen Saison ist bei einem Rundgang durchaus vorstellbar, wie sich das Museum ein halbes Jahr lang präsentieren will. Im Flur hängen die Fahnen des ehemaligen Schützenvereins Hattendorf/Antendorf, in einer Vitrine sollen noch die Königsketten ausgestellt werden, „das haben wir ja so versprochen“, sagt Rolf Prange

Ein zweite Schwerpunkt wird sich um die Frage drehen, wie die Elektrizität ins Auetal kam. Zwar gibt es wenig Material, aber Fritz Stummeier hat Bilder zum Thema vorbeigebracht, und auch alte Anlagen, die zum Thema Strom passen: Zähler, elektrische Uhren, solche Sachen.

Und Bügeleisen. Es ist ein wahrer Fundus, der sich angesammelt hat: Bügeleisen, die mit heißer Kohle gefüllt wurden, mit einem heißen Stein, mit Petroleum oder eben auch mit Strom betrieben wurden. „Es haben sich so viele Bügeleisen angesammelt, das wir sie ausstellen können“, sagt Prange, der mit seinen Helfern doch den einen oder anderen Flohmarkt besucht hat, wo sie eben auch einiges an Busch-Buch-Material gefunden haben.

Im großen Saal, wo sich die Requisiten und Bilder des ländlichen Lebens finden, haben die Helfer auf der linken Seite ihre Ausstellungsstücke auf kleine Podeste gestellt und sie somit ein bisschen emporgehoben; die Anregung hierfür haben die Helfer bei einem Besuch des historischen Museums Hannover mitgenommen. Ein Museum, so erklärt Rolf Prange sei auch nicht viel anders als ein Kaufmannsladen: Man müsse ab und an einfach umstellen, damit der Besucher einen neuen Blickwinkel vorfindet und vielleicht auch mal die Ware betrachtet, die er bislang übersehen hat.

Und dann gibt es noch ein echtes Schätzchen, es ist eine Spende: Eine große Bernsteinkette mit allen, was an einem Feiertag zur Tracht getragen wurde.

Soll heißen: Es gibt ab dem 1. Mai viel Neues im Museum zu entdecken.

Fahnen, Bügeleisen und Radiogeräte und Messinstrumente: Doch, man kann sich schon gut vorstellen, was es ab dem 1. Mai zu sehen gibt.rnk

Von Frank Westermann